kurzer, starker Auftritt

Von romina-katzenhaus-freunde, 18.09.2017, 19:31

Miau, Katzenfreunde

Mein Name ist Mighty, Mitglied der Crew 3000.
Wie Ihr vermutlich gelesen habt, ging unsere Pflegefamilie in Urlaub, und deshalb brauchten auch mein Bruder Mellow und ich einen Ferienplatz – all inclusive, versteht sich.
Chestnut vom Nuts Mix befand sich in der gleichen Situation wie wir, und so wurden wir von ihm und seinen Pflegeeltern unterwegs aufgelesen und nach La Rocca gefahren. Der schwarz-weisse Kater mit der Superheldenmaske ist in unserem Alter und hat ebenfalls Schiss vor Menschen. Gemeinsamkeiten fanden wir also schnell.

         

Am späteren Abend bezogen wir unser Hotelzimmer. Mellow und ich hatten für die tolle Ausstattung noch keine Augen. Wie waren total durch den Wind und quetschten uns zusammen in die hinterste, finsterste Ecke.
Irgendwann mussten wir mal und fanden die Klos auf Anhieb. Aber ich war nur im Schleichgang unterwegs und knurrte dabei sogar meinen eigenen Bruder an. Chestnut sowieso, und eigentlich knurrte ich stundenlang an ganz allgemeine Adresse vor mich hin und probierte dabei die besten Verstecke aus.

         

         

Chestnut indes sah sich überall interessiert um, liess sich von unserem unfreundlichen Gebaren nicht beeindrucken und nahm sogar schon ein Spiel mit der Federangel an. Davon – und vor allem vom anderen Ende der Angel – wollten mein Bruder und ich noch überhaupt nichts wissen. Er konnte der Versuchung nur einen Tag lang widerstehen, ich hielt es wesentlich länger aus. Sobald unsere Gastgeberin auftauchte, hechtete ich ins nächste Versteck und wünschte mir nichts sehnlicher als eine Tarnkappe.
Ich spielte auch, am liebsten mit Bällchen und den Kugelbahnen. Manchmal spielte ich mit den anderen Jungs auch Fangen, aber es sind halt ziemliche Rowdies! Immer, wenn ich mich mit einem Spielzeug beschäftigen wollte, krachte einer von beiden dazwischen, nahm es mir weg oder wollte raufen.  Zwar sind wir alle drei im gleichen Alter, aber ich bin sehr viel kleiner und mag diese Kampfspiele nicht.

         

Als sich ganz toller Besuch ankündigte und sich damit für zwei von uns dreien die Chance auf ein sensationelles Zuhause bot, stand schnell fest, welche zwei Kater das grosse Los ziehen würden. Natürlich fand die Dame mich extrem süss, aber aufgrund von Minas Beobachtungen gab es nur eine mögliche Kombination. Die grösseren Jungs sind sich körperlich ebenbürtig und finden gleichermassen Gefallen am ruppigen Gerangel.

         

         

Wir wohnten noch in der Bibliothek, als die Interessentin kam. Mellow und ich sassen auf dem vermeintlich sicheren Bücherregal, und Chestnut in einer ebenso vermeintlich sicheren Höhle.
Spielen mochten wir nicht, ich dachte an meine Tarnkappe, doch wir bezauberten unsere Besucherin mit unserem blossen Dasein. Wie gut, dass sie keine Schmusekatzen erwartete!
Tatsächlich werden Chestnut und Mellow in erster Linie Katzen sein dürfen und nach Belieben Haus und Freigang geniessen dürfen. Bestimmt werden sie in dieser lockeren Atmosphäre bald genug Mut ansammeln, um sich auch streicheln zu lassen. Geschieht dies dann auf eigenen Wunsch und ohne Zwang, werden sie es irgendwann geniessen und sogar brauchen.

         

         

Chestnut und Mellow waren also reserviert. Als die Besucherin ging, blieb die Tür zur Bibliothek offen, aber wir brauchten noch ein paar Stunden, bevor wir die neue Möglichkeit realisierten. Chestnut und Mellow gingen dann auf Erkundungstour, und als sie ausser Sichtweite waren, bot mir Mina ein Jagdspiel mit der Angel an, und ich gab zum ersten Mal richtig Gas und hatte grossen Plausch.  Am Abend waren wir alle im Wohnzimmer und spielten. Ich brauchte allerdings sehr viel Anlauf, um über meinen Schatten zu springen und mitzumachen. Als es mich dann gepackt hatte, war ich aber kaum noch zu bremsen und traute mich viel näher an Mina heran als die anderen.

Fortan waren wir frei in der Wohnung, und meistens stand auch der Zugang zum Balkon offen. Natürlich begegneten wir nun oft den Tanten Corva und Agrippina sowie Onkel Crixus. Wir verhielten uns immer sehr anständig, und deshalb gerieten wir auch nie in echten Clinch mit ihnen. Die sind sich ja auch schon einiges gewohnt. Wenn wir Mina unverhofft begegneten, erschraken wir fürchterlich. Sie blieb sofort stehen oder wich einen Schritt zurück, um uns einen Fluchtweg zu öffnen und murmelte «Ja, sorry, ich wohne halt auch hier.» Mit der Zeit wurden wir weniger schreckhaft und flohen nicht mehr weit.

         


         

Die abendlichen Spiele mit Mina und gelegentliche Leckereien halfen uns, uns an sie zu gewöhnen, und wir beobachteten gleichermassen fasziniert wie skeptisch, wie die grossen Katzen aktiv ihre Aufmerksamkeit und Streicheleien einforderten. Ein vertrauensvoller Umgang mit Menschen scheint nicht so abwegig zu sein, wie wir glaubten.

Am Mittwochabend war plötzlich alles wieder anders. Arglos folgten wir der Spielangel in die Bibliothek, dann ging die Türe zu.
«So, Freunde, Action», sagte Mina, und irgendwie verhiessen ihre Körperhaltung, ihre Pulsfrequenz, ihre bandagierten Handgelenke und die zusätzlichen Transportboxen nichts Gutes.
Ich verzog mich in meine sichere Ecke oben auf dem Bücherregal und dachte ganz fest an meine Tarnkappe. Chestnut liess sich in der Höhe streicheln und dann langsam raus bugsieren. Zuerst blieb er ruhig, dann bemerkte er, dass sie ihn in die Transportbox setzen wollte. Er bäumte sich mit aller Kraft auf und wand sich aus ihrem Griff. Genau eine Sekunde zu spät, denn alles, was er damit noch erreichte, war eine unsanfte Landung.
Deckel zu, Tuch drüber, und in die dunkle Stille gestellt, damit sich Chestnut nach dem Schrecken wieder etwas beruhigen konnte.

Für Mellow hatte sie sich eine Falle ausgedacht: er sollte aus dem Zimmer fliehen und stattdessen in eine Box rennen. Das soll mal mit einem Wildfang funktioniert haben, heisst es, aber Mellow war cleverer. Er erkannte die Sackgasse, schlug rechtzeitig einen Haken und eilte hoch aufs Bücherregal. Da oben war es sicher – glaubten wir.
«Dann halt auf die harte Tour», seufzte Mina und wurde plötzlich riesengross! Was, ein Schemel? Wo kam der Schemel auf einmal her?!
Sie griff sich den verdutzten Mellow und stieg mit ihm zurück auf den Boden. Dort rastete er so richtig aus, aber hallo!  Half jedoch nichts. Nach einem kurzen, heftigen Kampf sass mein Bruder stinksauer und randalierend in einer weiteren Box. Tuch drüber, in Ruhe gelassen.
Nur fünf Minuten später kam auch schon die Dame von neulich, und es dauerte nicht lange, bis mein neuer Freund Chestnut und mein Bruder Mellow in ihren Boxen weggetragen wurden.

         

         

Ich war geschockt, entsetzt, erstarrt. Über 90 Minuten lang kauerte ich mit meiner Tarnkappe in der Ecke auf dem Bücherregal. Ab und zu kam Mina, sprach mich an oder fuchtelte mit dem Federspielzeug, das ich sonst so cool finde. Einmal stellte sie einen Futternapf aufs Bücherregal in meiner Nähe. Aber fressen ist sowieso nicht grad mein Hobby, und in dem Moment interessierte mich der Napf erst recht nicht. Mina und ich liegen seit meinem Einzug hier zusammen im Clinch, weil ich schlecht fresse. Sie ist extra Futtersorten kaufen gegangen, die hier eigentlich nicht geführt werden, aber nicht einmal Junk Food macht mich an.
Jedenfalls, ich sass da völlig verwirrt von dem, wessen ich Zeuge geworden war, auf dem Bücherregal. Irgendwann hörte ich Crixus wimmern und dann Minas Stimme. «Nein, Spatz, einer ist noch da.» Sie setzte ihren Spatz, äh, Kater auf den Kratzbaum in der Nähe, sodass er mich sehen konnte. Sie ging zurück in die Stube. «Kommt nach, wenn ihr soweit seid.»

         

Crixus und ich gingen tatsächlich zusammen in die Stube, und dort wurde lange und lustig mit uns gespielt, sogar die Tanten machten mit, was vorher und nachher nicht mehr vorgekommen ist.
Seither spielen wir oft zusammen, der Crixus und ich. Wir müssen uns noch etwas finden, sind aber auf bestem Weg, dicke Freunde zu werden.  Vor allem ist er nicht so grob wie Chestnut und Mellow und ein ganz fürsorglicher Typ. Ich gehe ihm manchmal etwas auf die Nerven, denn ich habe jetzt nur noch ihn, aber immer noch das starke Bedürfnis nach kuscheln. Das Spielen mit meinem Bruder Mellow ist sehr mühsam gewesen, aber geschlafen habe ich gern ganz dicht bei ihm.
Die Tanten wollen auf keinen Fall mit mir kuscheln, und ich will nicht mit Mina kuscheln, also miaue ich oft nach Crixus und bin zufrieden, wenn ich ihn gefunden habe - oder er mich. Na ja, es könnte eine andere spannende Geschichte geben, denn Crixus will mit Mina kuscheln und ich mit ihm, also liess ich mich nun schon einige Male den Rücken streicheln und die Wange kraulen und ringe hart mit mir, denn eigentlich ist es ein ganz schönes Gefühl.

Weitere News von mir beim nächsten Mal! Auch wird es mehr Fotos von mir geben, jetzt, da ich die Tarnkappe weggelegt habe.
Mit Chestnuts Augen ist übrigens alles in Ordnung. Der Blitz irritierte ihn, und nur deswegen sieht er auf einigen Bildern ziemlich verpennt aus.
Euer Mighty

         

Lieber Chestnut, lieber Mellow

Ich hätte gerne mehr Zeit mit Euch tollen Burschen verbracht. Ihr strotzt vor Kraft und Unternehmungslust, und bestimmt hätten wir noch viele lustige und spannende Episoden zusammen erlebt.
Dass Ihr nun zweimal innert kurzer Zeit eingetütet wurdet und Euch jetzt schon wieder an einem neuen Ort zurechtfinden müsst, war nicht optimal. Aber wenn sich die Chance auf so ein tolles Für-Immer-Zuhause bietet, lohnt sich ein Bisschen Stress allemal. Die Aufregung habt Ihr inzwischen bestimmt weggesteckt, und bald werdet Ihr Eure Freiheiten als auch Euer sicheres, liebevolles Zuhause in vollen Zügen geniessen! Ich freue mich so für Euch zwei Banditen! Gebt bitte gut auf Euch acht!

Indes versuchen Crixus und ich dem kleinen Mighty die Unterstützung zu geben, die er braucht. Es scheint, als wäre das alles in letzter Zeit doch etwas viel für ihn gewesen. Wir werden tun, was wir können, damit aus dem dürren Kerlchen mal ein ordentlicher Maudi werden kann.

Mina

         

         


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